Am letzten Oktoberwochenende feierte Baden das erste Bäderfest: Von Freitag bis Sonntag setzten Lichtspektakel, Musikpläusche und künstlerische Inszenierungen die Stadt in Erstaunen. Das Bäderfest soll den Anfang einer neuen Ära einleiten: die Renaissance der Bäderkultur in Baden.
Die Altstadt von Baden war so voll wie schon lange nicht mehr seit dem Beginn der Corona Pandemie. Vor allem die Schiefe Brücke, der Limmatsteg sowie die Limmatpromenade waren gefüllt mit Menschen, die voller Vorfreude auf die Limmat blickten: Badener Bürgerschaft voller Stolz. Mit einem Lichtspektakel begann der Auftakt des Bäderfests. Ein Lichtermeer von schwimmenden Kugeln begleiteten die Boote auf der Limmat und symbolisierte so die Seele Badens. Die besinnliche Stimmung wurde durch den musikalischen Input von Chören, die über die Brücken verteilt waren, feierlich unterstrichen. Mit dem Bäderfest wurde der Badener Bevölkerung offiziell der öffentliche Raum der Bäder übergeben. Zusätzlich gab es mehr Kultur in Form von Wasserfontainen, Hochseilakten sowie vielfältigen Band- und Tanzaufführungen auf der Bühne.
Historische Zeitreise
Auch in die Geschichte gab das «Bäderfest» einen Einblick. In dem eigens installierten Museum «BADZUMRABEN» konnte man hautnah in die Geschichte der 2000-jährigen Bäderstadt eintauchen. In Form von Lichtinstallationen und Infotafeln erfuhr man mehr zu den Bädern und ihrem Hintergrund. Dazumal war Baden für die Römer eine wichtige Kulturstadt gewesen. Die heilende Wirkung des Thermalwassers zog zahlreiche Menschen an, vor allem nicht-schwangere Frauen, die auf ein Wunder hofften. Laut einer Legende soll das Badener Quellwasser ein Geschenk der Liebe zwischen Siegawyn und Ethelfrieda sein.
Neuer Glanz im Bäderquartier
Durch den unermüdlichen Einsatz des Vereins Bagni Popolari Baden wurde die kostenlose Nutzung des Thermalwassers für die Bevölkerung bereits seit 5 Jahren ermöglicht. So boten die Gratisbecken vor dem Thermalbad Fourty Seven auf beiden Seiten der Limmat freien Zugang zum 47° heissen Quellwasser. Aber nicht nur dieser Verein trug seinen Teil zum neuen Leben im Bäderquartier bei, sondern auch die Gastronomen und Gastronominnen, welche die Chance durch Neueröffnungen nutzten. Deshalb konnten am Bäderfest eine grosse Anzahl an kulinarischen Spezialitäten degustiert werden.
Zufriedene Gesichter
Die Resonanz der Besucher und Besucherinnen war gross: «Fantastische Atmosphäre», «zufriedene Menschenmassen» und «friedliche Stimmung» waren nur einige der vielen positiven Anmerkungen. Vor allem mit dem abwechslungsreichen Programm konnte das Bäderfest punkten. «Es ist halt einfach mal etwas komplett anderes gewesen», sagte eine Gastronomin treffend.
Jugendliche Anreize fehlten, doch gute Stimmung
Die Besuchergruppe des Bäderfestes bestand hauptsächlich aus Familien und Ü40-Personen, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren in der Minderheit. Ich machte mich am Freitag enttäuscht auf den Heimweg, da ich fand, dass das Fest für mich einfach nicht viel zu bieten hatte. Als ich dann in den Bus einstieg, wurde ich von lautem Lachen und einer grossen Unbeschwertheit empfangen. Ich habe den Nachtbus an einem Freitag seit der letzten Badenfahrt noch nie so voll mit Ü40-Personen gesehen. Allesamt waren sie glücklich. Ein paar hatten noch Weingläser in der Hand und unterhielten sich angeregt miteinander. Und dann begann ich mich zu fragen, weshalb ich als Jugendliche immer das Bedürfnis habe, dass es unbedingt ein «Partyzelt» oder ein jugendliches Konzert haben muss?
Jugendliche haben jedes Wochenende die Möglichkeit, ins Nachtleben einzutauchen. Die Erwachsenen dagegen gehen nur noch selten abends aus. Sie können nur noch selten aus ihrem Alltag ausbrechen und sind an ihre Verpflichtungen gebunden. Als ich nun im Bus all die Erwachsenen sah, die so zufrieden waren, änderte ich meine Meinung: Doch das Fest war tatsächlich ein voller Erfolg gewesen!
Zwar vereinte das Bäderfest nicht Generationen, aber es liess einen Teil von Baden wieder aufblühen und unbeschwert den Moment (er-)leben. Im Vergleich zur Badenfahrt lag der Fokus des Bäderfestes mehr auf der Kultur als auf dem Unterhaltungswert und wurde erfüllt.
Lilly Rüdel