Der Kanton Aargau schreibt als einer der grössten Industriekantone der Schweiz Innovationsgeschichte. Er besitzt eine beeindruckende Vergangenheit und bedeutende industriekulturelle Schätze. Seine Geschichte ist aber nicht vergangener Glanz, sondern für zahlreiche Aargauer Unternehmen eine wichtige Inspirationsquelle für Gegenwart und Zukunft. Carol Nater Cartier, Dr. phil., Leiterin Geschäftsstelle Netzwerk Industriewelt Aargau NIWA, gibt Einblick in die faszinierende Welt der Industriewelt Aargau.
Der Verein Netzwerk Industriewelt Aargau wurde 2018 gegründet. Welche Idee steckt dahinter?
Carol Nater Cartier: Das Netzwerk Industriewelt Aargau NIWA will zusammen mit seinen Partnern als community Industriekultur im ganzen Kanton Aargau sichtbar machen – gestern, heute und morgen.
Der Kanton Aargau gehört zu den wichtigsten Industriekantonen der Schweiz und verfügt über eine reiche, 300 Jahre zurückreichende Industriekultur. Was ist charakteristisch für die Aargauer Industrie einst und heute?
Es stecken Menschen dahinter. Sie erfinden, realisieren, arbeiten, setzen um – mit Muskelkraft, Denkleistung und stets im Zusammenspiel mit Maschinen, Technik und neuen Technologien. Industriekultur war und ist innovativ und lebendig.
Seit 2023 besitzt der Verein eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Aargau. Was bedeutet dies konkret?
Dem Departement Bildung, Kultur und Sport BKS des Kantons Aargau ist es ein Anliegen, dass die Industriekultur im Kanton breit wahrgenommen und vermittelt wird. Die dreijährige Leistungsvereinbarung ist als Anschubfinanzierung gedacht, sie ermöglicht aktuell den Aufbau des Netzwerks, in dem es das Führen einer professionellen Geschäftsstelle in einem kleinen Pensum erlaubt. Ziel ist, dass NIWA künftig auch mit Drittmitteln und nicht nur aus Staatsgeldern finanziert wird.
Der Vorstand wird von einem Netzwerkgremium, einem inhaltlichen Impulsgremium sowie Botschafterinnen und Botschafter ideell unterstützt. Wie arbeiten die verschiedenen Netzwerkpartner zusammen?
Der Vorstand trifft sich, um Entscheide zu fällen, die im Vorfeld mit dem inhaltlichen Impulsgremium oder dem Netzwerkgremium entwickelt und besprochen wurden. Das Impulsgremium besteht aus den Leiter/innen der Museen Aarau, Baden, Lenzburg, Rheinfelden sowie dem Museum Aargau. Dieses Gremium kümmert sich um alle Fragen rund um das industriekulturelle Erbe des Kantons und gibt kreative Inputs aus dem Kulturbereich. Das Netzwerkgremium besteht aus Mitgliedern, die in den Bereichen Bildung, Forschung, Wirtschaft, Industrie, Kultur und Tourismus tätig sind. Sie unterstützen das Netzwerk dabei, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzubringen und sorgen interdisziplinär für die Sichtbarkeit von NIWA. Die Botschafter/innen ihrerseits tragen die Idee von NIWA in ihre Netzwerke und fungieren als Türöffner/innen.
Ihre Vision ist es, Industriewelten aus den unterschiedlichen Zeiten und Regionen des Aargaus für die Besucher/innen erfahrbar zu machen. Wie gelingt das?
Das Wichtigste in unserem Netzwerk sind die Partner. Sie sind es, die Industriekultur leben, das Erbe sichtbar machen, Geschichte vermitteln oder ganz aktuell Innovationen schaffen. Die Partner stammen aus den bereits erwähnten Bereichen Bildung, Forschung, Wirtschaft, Industrie, Kultur und Tourismus. Gemeinsam bilden sie die community, bringen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen und machen Industriekultur in allen Facetten sichtbar.
Was sind die Leuchttürme der Aargauer Industriekultur?
Es gibt nur einen Leuchtturm – und das ist die IndustrieWELT. Wie gesagt ist es die community, die aus unterschiedlichen Netzwerkpartnern besteht und gemeinsam und dezentral, verstreut über den ganzen Kanton, die Industriewelt Aargau bildet.
Die fünfte Ausgabe der «Hellen Nacht» findet am Samstag, 2. November, 14 bis 22 Uhr statt. Welches Feedback bekommen Sie von den Besuchern wie auch von Unternehmen auf diesen Event?
Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen zur Idee – doch muss die Helle Nacht jetzt noch breiter wahrgenommen werden. Hierfür ist es wichtig, dass wir dieses Jahr noch mehr Betriebe gewinnen können, die einen Blick in ihre Produktionsstätte gewähren. Anmelden kann man sich unter www.hellenacht.ch.
Welche speziellen Anlässe gibt es bezüglich der Industriewelt Aargau dieses Jahr?
Auf www.industrieweltaargau.ch/naechste-veranstaltungen werden laufend alle industriekulturellen Veranstaltungen unserer Partner im ganzen Kanton angezeigt. Hier wird das reichhaltige Aargauer industriekulturelle Angebot auf einen Blick fassbar.
Was wünschen Sie sich für das Netzwerk Industriewelt Aargau?
Ich wünsche mir, dass die Netzwerkpartner aus den verschiedenen Bereichen sich untereinander vernetzen, aufeinander zugehen, miteinander kooperieren und voneinander profitieren. Mit Blick auf die heutigen technologischen Entwicklungen nicht zuletzt im Bereich der KI ist das Silo-Denken passé. Bildung, Forschung, Industrie, Kultur und Tourismus – es braucht interdisziplinäres Know-how. Das versammelt sich unter dem Dach von NIWA.
Was sind künftige Projekt bezüglich der Industriewelt Aargau?
Industriewelt Aargau realisiert in erster Linie keine eigenen Projekte. Sie macht gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern Bestehendes sicht- und erlebbar, verteilt über das Jahr und gebündelt einmal jährlich im Rahmen der «Hellen Nacht».
Interview: Corinne Remund
Helle Nacht vom 2.11.2024
Die Anmeldung für die fünfte Ausgabe der Hellen Nacht vom Samstag, 2. November 2024, 14 bis 22 Uhr, ist eröffnet.
Das Netzwerk Industriewelt Aargau freut sich, zusammen mit seinen Partnern zum fünften Mail die Aargauer Industriekulturnacht «Helle Nacht» durchzuführen.
Die Helle Nacht fördert wiederum Kooperationen unter den Partnern. Der thematische Fokus liegt dieses Jahr auf der Nachhaltigkeit.
Kosten: Die Teilnehmenden realisieren ihr Programm mit eigenen Mitteln und erklären sich bereit, die Helle Nacht auf ihren Kanälen zu bewerben. Es fallen keine zusätzlichen Teilnahme-Kosten an.
Anmeldung: Bis Ende Juni an: hellenacht@industrieweltaargau.ch