KOLUMNE – PERSPECTIVE CH
Die ambulanten Kosten gehen vollständig zu Lasten der Versicherungen resp. der Prämienzahler. Die stationären Kosten hingegen 45% zu Lasten der Prämienzahler und 55% der Steuerzahler. Bei der Pflege ist der Anteil der Krankenkassen fix geregelt, doch reichen diese Beiträge weder bei der ambulanten Pflege (Spitex) noch bei der stationären Pflege (Altersheim) aus. Die übrigen Kosten – die sogenannten Restkosten bezahlt die Wohngemeinde. Bei allen Finanzierungsmodellen kommen selbstverständlich noch Franchise, Selbstbehalt und Patientenbeteiligung hinzu. Mittlerweile kostet das Gesundheitswesen fast 90 Milliarden Franken pro Jahr oder anders ausgedrückt, jede Person in der Schweiz verursacht 10’000 Franken Gesundheitskosten.
Wer echte Lösungen im Gesundheitswesen will, unterstützt am 24. November 2024 die einheitliche Finanzierung!
Dieses Wirrwar an Finanzierung ist ein Grund, warum es in der Gesundheitspolitik nicht vorwärts geht. Seit Jahren herrscht in der Politik Einigkeit, dass die Gesundheitsversorgung ambulant vor stationär erfolgen soll. Streng genommen sprechen wir heute von einer integrierten Versorgung. Je mehr Eingriffe ambulant durchgeführt werden oder auch ältere Menschen zu Haus leben können, umso günstiger ist es für das Gesundheitssystem. Doch wie soll diese Ambulantisierung umgesetzt werden, wenn die finanziellen Anreize heute gegenteilig gesetzt sind. So kommt es der Krankenkasse günstiger, wenn ein Eingriff stationär statt ambulant durchgeführt wird. Bei der Alterspflege wiederum profitiert die Wohngemeinde davon, wenn ältere Menschen mit tiefer Pflegestufe (Pflegebedarf) frühzeitig in ein Altersheim eintreten. Dies wiederum führt zu (mehr) Ergänzungsleistung, doch finanziert dies wiederum der Kanton und nicht die Gemeinde.
Eines wird deutlich, die Finanzierung im Gesundheitswesen ist so komplex, dass niemand mehr richtig den Überblick hat. Eine Kostentransparenz gibt es nicht. In den letzten 20 Jahren wurde das Krankenversicherungsgesetz 43-mal angepasst. Die Probleme sind dabei immer die gleichen, Überversorgung, überteuerte Medikamente, Belohnung der Menge statt der Qualität, fehlende Transparenz, fehlender Wettbewerb u.s.w. Die Krankenkassenprämien steigen weiter an. Wir brauchen endlich Transparenz, nur so können Änderungen gelingen und diese ihre kostendämpfende Wirkung erzielen. Ohne Transparenz gibt es kein Wettbewerb, ohne Wettbewerb finanzieren wir viel aber nicht unbedingt die beste Leistung.
ZUR PERSON: Martina Bircher, wohnhaft in Aarburg, studierte Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Controlling an der FHNW. Seit 2019 ist sie Inhaberin und Managerin einer Consultingfirma. Den Grundstein ihrer politischen Karriere setzte sie 2013 mit ihrer SVP-Kandidatur für den Aarburger Gemeinderat. Zurzeit ist sie Frau Vizeammann der Gemeinde Aarburg und vertritt seit 2019 die SVP im Nationalrat. Seit 2022 ist sie zusätzlich Mitglied der Sozial- und Gesundheitskommission SGK.