Selber löten und pflanzen, einmal Lehrlingsluft schnuppern und den Berufsstolz spüren: Dies war am 10. Mai in der Schoop+ Co. AG in Dättwil möglich. Lehrpersonen der Oberstufe, Schulsozialarbeitende und weitere Fachpersonen der Sek I hatten dabei die Gelegenheit, sich hautnah mit den Berufen SpenglerIn, AbdichterIn und GärtnerIn, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, auseinanderzusetzen. An diesem Mittwochnachmittag wechselten die Rollen und aus Lernenden wurden Lehrer.
#schoopfamilie – ein Slogan, der die T-Shirts und Jacken der Mitarbeitenden der Schoop+ Co. AG ziert. Ein Slogan, der auf dem ganzen Areal des Unternehmens spürbar ist. Ein Slogan der vom ganzen Team, der ganzen Familie, gelebt wird. Am 10. Mai öffnete der Hauptsitz des Unternehmens Schoop+ Co. AG für LehrerInnen aus dem ganzen Kanton Aargau die Türen. Der Anlass wurde von der Berufsberatung ask!, der Aargauischen Industrie – und Handelskammer und der Schoop+ Co. AG organisiert. Anlässlich dieses Besuches durfte die Schoop und Co. AG ihre baustellenorientierten Lehrberufe vorstellen. Die LehrerInnen konnten im Anschluss an die Präsentationen der Berufsbildungsverantwortlichen ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen und sich in verschiedenen Aufgaben probieren. Gezeigt wurde ihnen dies von Lernenden und Berufsbildnern. Den Veranstaltungsveranwortlichen war es wichtig, dass die LehrerInnen einen authentischen Einblick erhalten und so das Erlebte auch mit in die Klassenzimmer tragen und ihren SchülerInnen die baustellenorientierten Berufe näherbringen. Den Auftakt des lehrreichen Anlasses war die Vorstellung des Arbeitgebers Schoop+ Co. AG und seiner drei Berufe SpenglerIn, AbdichterIn und LandschaftsgärtnerIn. Dr. Adrian Schoop, CEO, betonte während seiner Rede die Vorteile einer handwerklichen Berufslehre: «Wir wollen, dass man sieht, dass eine Berufslehre viele gute Karrieremöglichkeiten für die Zukunft bietet und vor allem, dass man früh lernt, Verantwortung zu übernehmen.» Bereits Personen unter 30 Jahren haben in seinem Unternehmen leitende Positionen eingenommen.
Lernende übernahmen am Nachmittag die Führung
Dass die Lernenden der Schoop+ Co. AG schon früh Verantwortung übernehmen, beweisen Noah Volpi und David Scaturro beim Zeigen und Betreuen der Aufgabenstellungen. Ihre Begeisterung und ihr Können übertrugen sich dabei auch auf die Lehrpersonen, welche sich motiviert an den Aufgaben versuchten. Der 18-jährige Noah Volpi ist derzeit im zweiten Lehrjahr als Landschaftsgärtner. Er besuchte zuerst die Bezirksschule und stellte während der Schnuppertage fest, dass ihm der Beruf als Landschaftsgärtner sehr gut gefällt. Bei der Schoop+ Co. AG schätzt er vor allem das Arbeitsklima: «Es ist ein gutes Team. Du kannst immer auf die Leute zugehen und sie helfen dir. Es ist eine angenehme Atmosphäre.»
David Scaturro ist 16 Jahre alt und im ersten Lehrjahr. Auch er besuchte die Bezirksschule und schnupperte währenddessen in verschiedenen Berufen. Eine erfolgreiche Schnupperlehre motivierte ihn für die Berufslehre als Spengler. Anderen SchülerInnen empfiehlt er: «Sie sollen mehr handwerkliche Berufe anschauen und dort schnuppern. Nur weil du eine handwerkliche Lehre anfängst, heisst es nicht, dass du dein ganzes Leben auf der Baustelle verbringst. Es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten.» Darum rät er allen SchülerInnen: «Schaut die verschiedenen Berufsmöglichkeiten an und geht schnuppern!
Es ist wichtig die Jugendlichen auf ihrem Weg zur Berufslehre zu unterstützen. Diese Verantwortung sehen die beiden Lehrerinnen Isabel Albiez und Anja Burggraf auch bei sich selbst. Beide unterrichten eine erste Sekundarstufe an der Kreisschule Rohrdorfberg und waren von dem Anlass positiv überrascht. Isabel Albiez dazu: «Es hat mich beeindruckt, welche Weiterbildungsmöglichkeiten man anschliessend nach der abgeschlossenen Lehre hat. Es zeigt, dass man nachher noch weiter die Karriereleiter hochklettern kann.» Für ihren zukünftigen Unterricht habe es sie sehr motiviert, sich mit dieser Berufswelt zu befassen. Anja Burggraf war zusätzlich von der Atmosphäre im Betrieb angetan: «Man merkt, dass die Mitarbeitenden hier gerne arbeiten und die Lernenden sich sicher fühlen. Das hat mich beeindruckt. Die Freundlichkeit und die Begeisterung hat man stark gespürt.» Beide Frauen wollen künftig ihre SchülerInnen bei der Berufswahl unterstützen und zum Schnuppern motivieren.
Der Fachkräftemangel besorgt
Doch der Tag war nicht nur geprägt von Begeisterung. Auch ernste Themen wie der Fachkräftemangel wurden angesprochen. Lehrstellenplätze zu besetzen, ist derzeit so schwierig wie noch nie. Um dieses Thema anzugehen, braucht es Veranstaltungen wie diese, findet Roberto Morandi, Abteilungsleiter bei der Berufsberatung ask!: «Es war ein hervorragender Nachmittag. Der Berufsstolz der Lernenden und Berufsbildnern war sehr stark spürbar und ansteckend.» Vor allem der Beruf SpenglerIn faszinierte den Abteilungsleiter: «Der Beruf des Spenglers ist sehr vielfältig und braucht viel theoretisches Wissen. Er ist abwechslungsreich und anspruchsvoll, dies wissen viele nicht.» Dass viele SchülerInnen zu wenig über die Möglichkeiten einer Berufslehre aufgeklärt sind und diese unterschätzen, könnte einer der Gründe dafür sein, dass sich wenig SchülerInnen für handwerkliche Lehrstellen bewerben. Sekundarlehrerin Isabel Albiez nimmt die Lage des Fachkräftemangels sehr ernst: «Ich finde es tragisch, dass Lehrstellen so schwer zu besetzen sind. Deshalb möchte ich in meinem Schulzimmer versuchen, meine Schüler/innen für Handwerksberufe zu sensibilisieren, und ihnen die diversen Karrieremöglichkeiten aufzeigen. Die Berufslehre ist eine gute Basis.»
Abschliessend stellte Andreas Rüegger, Rechtsberater der Aargauischen Industrie- und Handelskammer, fest: «Es ist wichtig, dass eine Diskussion über Berufsbildung in den Schulzimmern geführt wird. Es sollten noch mehr solche Anlässe stattfinden, an denen Handwerksberufe hautnah erlebt werden können.»
Lilly Rüdel
Nachgefragt bei Dr. Adrian Schoop, Unternehmer, FDP-Grossrat und Nationalratskandidat
Sie bieten in Ihrem Betrieb fünf Lehrberufe an. Wie wichtig ist Ihnen den Nachwuchs auszubilden?
Die Ausbildung von jungen Menschen ist für uns enorm wichtig – für uns als Unternehmen, als auch für die Branchen, in denen wir tätig sind. Im Moment beschäftigen wir rund 20 Lernende. Wir können in Zukunft nur auf Fachkräfte zählen, wenn wir auch bereit sind, sie von Grund auf auszubilden.
Welche Erfahrungen machen Sie mit Ihren Lernenden?
Ich bin immer wieder beeindruckt, wie rasch Jugendliche sich bei uns einleben, Berufsstolz entwickeln und selbständig werden. Sie übernehmen Verantwortung und sind motiviert, wenn sie spüren, dass wir ihnen etwas zutrauen. Natürlich gibt es Krisen. Eine gute Betreuung ist in solchen Situationen zwingend.
Die Schweizer KMU-Wirtschaft spürt den Fachkräftemangel. Wie schwierig ist es, Lernende zu rekrutieren?
Auch für uns ist es nicht immer einfach, die Lehrstellen zu besetzen – vor ein paar Jahren hatten wir noch 30 Lernende, heute nur noch 20. Wir versuchen an Anlässen präsent zu sein und laden regelmässig in unser Unternehmen ein. Häufig kommen gute Lernende via Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Ausbildung von Lernenden?
Die Jahre zwischen 16 und 20 sind für viele nicht einfach. Die Jugendlichen sind sehr gefordert, stellen vieles in Frage. Sie brauchen verlässliche Ansprechpersonen. Die Berufsbildungsverantwortlichen und das HR sind für unsere Lernenden in Krisensituationen eine wichtige Anlaufstelle.
Wie gefragt respektive attraktiv sind Ihre Berufe Spengler/-in EFZ, Abdichter/-in EFZ und Gärtner/-in EFZ.
Diese Berufe sind ausserordentlich attraktiv. Es herrscht Fachkräftemangel und Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger sind sehr gesucht. Ist man motiviert, so kann man sich weiterbilden und rasch Karriere machen. Da das Schweizer Bildungssystem sehr durchlässig ist, ist alles möglich – auch Sergio Ermotti, CEO der UBS, hat seinen beruflichen Weg übrigens mit einer Lehre begonnen.
Sie bieten auch EBA-Lehren an. Wie wichtig sind diese Lehren für die Wirtschaft und welche Erfahrungen machen Sie dabei?
Das EBA bietet zum Beispiel Menschen mit einem Migrationshintergrund eine gute Basis. Ich bin überzeugt: Wer arbeiten kann, integriert sich schneller. Das ist für uns auch der Grund, warum wir mehreren Flüchtlingen die Möglichkeit geben, ein EBA zu machen. Ich stelle fest, dass Menschen, die diese Chance bekommen, überaus motivierte und zuverlässige Mitarbeitende sind.
Wie wollen Sie in Zukunft Lernende für einer Ihrer Berufe gewinnen?
Unser Unternehmen will der attraktivste Arbeitgeber der Region sein. Das erreichen wir, in dem wir unseren Mitarbeitenden Perspektiven bieten, sie fordern und fördern. Durch mein politisches Engagement versuche ich, die Rahmenbedingungen für Unternehmen positiv zu beeinflussen und unserer Branche eine Stimme zu geben.
LR